In vielen Commerzbank-Filialen knallten die Sektkorken so laut und bunt, dass sich Vorstandsmitglieder in der Frankfurter Zentrale beim Blick ins Intranet die Ohren hielten und die Augen rieben. Videos kursieren auch auf öffentlich zugänglichen Social-Media-Plattformen, in denen etwa ein fusioniertes Logo von Deutscher Bank und Commerzbank lustvoll auseinanderplatzt. „Wir haben uns nicht vor der Deutschen Bank gefürchtet. Wir glauben selbstbewusst an unsere Werte und Stärken“, kommentierte ein Commerzbank-Mitarbeiter die am Donnerstag abgesagte Fusion mit der Deutschen Bank.
Zuvor war die Stimmung schlecht gewesen: Der Umbau der Zentrale, Boni-Kürzungen und noch die Fusionsgespräche – die Belegschaft war ein Stück gelähmt. Deshalb hatte Commerzbank-Chef Martin Zielke den Mitarbeitern am 22. März schriftlich zugesagt, die Phase der Unsicherheit möglichst kurz zu halten. Bis Ostern wollte er eine Entscheidung haben. Doch es dauerte zwei Wochen länger, bis nach sechs Wochen langen Sondierungen die Gespräche abgebrochen wurden. Diese lange Phase war gefährlich.
Denn wenn nicht klar, ist, dass ein Unternehmen seine Eigenständigkeit behält, wandern besonders die Leistungsträger schnell ab. Gerade auf auch anderswo gefragte IT-Mitarbeiter kann das zutreffen. Denn in der Commerzbank kommen zwei Dinge hinzu: Die Fusion mit der Dresdner Bank vor zehn Jahren ist vielen noch gegenwärtig. Und nicht wenige Mitarbeiter stört, dass durch den Umbau der Betriebsorganisation die IT-Abteilung in diesem Sommer aufgelöst wird. Um „agiles“ Arbeiten in der Zentrale zu befördern, sollen die IT-Mitarbeiter stattdessen zusammen mit Facharbeiten künftig kleine Mannschaften (Cluster) bilden.
Zusammenlegung hätte eine spannende Zeit werden können
Während der Fusionsverhandlungen mit der Deutschen Bank hatten viele Commerzbank-IT-Kräfte in den vergangenen sechs Wochen die Folgen der Fusion für sich vor Augen. Oft glaubten sie, ein Déjà Vu zum Kauf der Dresdner Bank zu erkennen, nur mit für ihren Arbeitgeber umgekehrten Vorzeichen: „Die Commerzbank hat damals auf ihre IT-Systeme migriert, obwohl die Systeme der Dresdner Bank neueren Datums waren“, erinnert sich eine frühere IT-Fachkraft. Entsprechend hätte es jetzt auch laufen können: Die IT-Systeme der Deutschen Bank sind zwar im Vergleich mit der Commerzbank wohl die schlechteren – schließlich beschrieb der frühere Deutsche-Bank-Chef John Cryan sie als „lausig“. Aber nach einem Zusammenschluss mit der Commerzbank wären wohl dennoch die Systeme der größeren Deutschen Bank weitergelaufen.
Die Commerzbank-Systeme hingegen wären – nach Informationen der F.A.Z. mit Ausnahme der Privatkundengeschäftsplattformen „One“ und „Dynamics“ – so schnell wie möglich abgeschaltet worden wie seinerzeit nach drei Jahren die der Dresdner Bank, schlicht um Kosten zu senken und alle 32 Millionen Kunden beider Banken auf eine IT-Plattform zu bringen. Die dafür nötige Zusammenlegung der IT hätte eine spannende Zeit für Commerzbank-Mitarbeiter werden können, meinen zwar manche. Gleichwohl wäre die Integrationsphase mit geschätzt drei bis vier Jahren überschaubar gewesen, in der Wissen über die alten Commerzbank-Systeme noch gefragt gewesen wäre. Insofern rechnen Kenner der IT-Abteilung der Commerzbank damit, dass sich etliche Mitarbeiter in den vergangenen Wochen nach neuen Arbeitgebern umgesehen haben und einige demnächst kündigen könnten.
https://www.faz.net/aktuell/wirtschaft/unternehmen/gescheiterte-bankenfusion-fachkraefte-verlassen-die-commerzbank-16161492.html
2019-04-29 08:02:00Z
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