Minggu, 28 April 2019

Total, BP, Shell: Kartellamt bremst Ölkonzerne bei Tankstellen-Zukauf - WELT

Manchmal kommt es auf kleine Zahlen an. Elf Stationen wollte der Ölkonzern Total von einem Mittelständler in seine gleichnamige Tankstellenkette übernehmen. Doch das Bundeskartellamt hat dafür gesorgt, dass die Übermacht der Ölkonzerne nicht weiter zunimmt – indem es „wettbewerbliche Bedenken“ gegen diesen Plan angemeldet hat. Denn das Vorhaben hätte nach vorläufiger Einschätzung der Behörde den Wettbewerb im Raum Trier erheblich behindert. Der Analyse zufolge herrschen dort schon jetzt mit die höchsten Kraftstoffpreise in Deutschland.

„Das Oligopol der auch deutschlandweit führenden Kraftstoffanbieter hätte seinen Marktanteil in Trier auf über 80 Prozent ausgebaut“, sagt Kartellamtschef Andreas Mundt. Der französische Ölkonzern Total gehört neben BP mit der Marke Aral und den Wettbewerbern Shell, Jet sowie der Marke Esso zu den dominanten Benzinverkäufern in Deutschland. Diese Stellung könnte langfristig bröckeln: Die Großen sind so groß geworden, dass weitere Zuwächse von den Behörden kaum mehr zugelassen werden.

Konkret wollte Total Tankstellen der mittelständischen Gesellschaft Autohof Görgen aus Trier übernehmen. Die Stationen liegen in Rheinland-Pfalz und dem Saarland, Schwerpunkt ist die Region um Trier. Das Kuriose ist: Der Eigentümer Görgen betreibt die betroffenen Benzinstationen derzeit bereits unter der Marke Total, allerdings geschieht dies auf der Grundlage zeitlich befristeter Verträge.

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Der beabsichtigte Zusammenschluss hätte aus Sicht des Bundeskartellamtes zu einer dauerhaften und vollständigen Integration in das Tankstellennetz von Total geführt. Die Konsequenz war, dass Total nach dem Einwand der Behörde den Übernahmeantrag zurückgezogen hat.

Bei den Mittelständlern im Tankstellenmarkt ist dies anders; sie eröffnen neue Stationen oder kaufen Standorte hinzu. Für den Autofahrer erhöht dies die Konkurrenz. Abzulesen ist diese Entwicklung auch an den immer häufigeren Preisänderungen im Tagesverlauf. Die Abstände zwischen dem höchsten und niedrigsten Tagespreis liegen derzeit bei bis zu 20 Cent je Liter Benzin oder Diesel. Dies geht aus den Daten der Markttransparenzstelle des Bundeskartellamtes hervor, die zeitnah die Benzinpreise jeder der zum Jahresende genau 14.099 Stationen im Land vergleicht.

Aral hat 43 Tankstellen verkauft

Zu den Gewinnern in diesem Sinne zählen Markennamen wie Classic, Hoyer, Westfalen, Raiffeisen oder Avia. Der Mittelständler Classic Lühmann mit Sitz in Hoya zwischen Bremen und Hannover ist ein typisches Beispiel. Ausgehend von Norddeutschland expandiert das Unternehmen nun in Sachsen-Anhalt, Nordrhein-Westfalen, Hessen, Rheinland-Pfalz, Bayern und Baden-Württemberg. Ende vergangenen Jahres zählten 138 Tankstellen zum Netz der Firma, das sind 14 Stationen mehr als ein Jahr zuvor.

Bei Hoyer oder Raiffeisen sind im Jahresvergleich jeweils etwa ein Dutzend Benzinstationen hinzugekommen. Auch das Hamburger Ölunternehmen Marquard & Bahls mit seiner Kette Oil! hat zugekauft. All diese Daten gehen aus einer branchenweiten Umfrage des Hamburger Energie Informationsdienstes (EID) hervor.

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Auf der Seite der Ölkonzerne geht der Trend in die umgekehrte Richtung. So hat Marktführer Aral im Jahresvergleich 43 Tankstellen verkauft oder dichtgemacht. Bei Jet sind es 29 Stationen weniger, bei der Marke Esso neun. Der Ölkonzern Exxon hat sein deutsches Tankstellennetz mit rund 1000 Standorten an das Londoner Unternehmen Euro Garages verkauft. Der Markenname Esso bleibt erhalten, Exxon ist jedoch nur noch Lieferant für Benzin und Diesel.

Einzig die zweitgrößte Benzinkette Shell fällt in der Jahresstatistik des Branchendienstes EID auf. So konnte das britisch-niederländische Unternehmen sein Netz um 35 Stationen ausweiten. Dahinter steckt der Mittelständler Pfennings aus Baesweiler, der einige seiner 75 Tankstellen auf die Marke Shell umgeflaggt hat und von dort Benzin und Diesel bezieht. Allerdings bleiben die Standorte im Eigentum von Pfennings. Wäre dies anders gewesen, hätte das Bundeskartellamt dazu befragt werden müssen – und dessen Haltung zu derartigen Übernahmen ist bekannt.

Quelle: Infografik WELT

Dies Gesamtzahl an Benzinstationen hat sich kaum verändert; statt 14.118 lag sie zum Jahresende bei 14.099 Standorten. Deutschland ist im internationalen Vergleich stark versorgt. In Frankreich gibt es rund 11.000 und in Großbritannien etwa 8400 Tankstellen. Das in der Branche seit Jahren erwartete große Tankstellensterben bleibt hierzulande aus. Grund dafür dürfte das nach wie vor lukrative Geschäft mit Benzin und Diesel sein.

Im Fall der geplatzten Übernahme in Rheinland-Pfalz hätten die Autofahrer sogar noch Alternativen zu den teuren Stationen der Region gehabt. Im Nachbarland Luxemburg liegen die Benzinpreise deutlich niedriger, was wiederum mit staatlicher Preisregulierung sowie anderer Besteuerung zusammenhängt. Allerdings handelt es sich bei den Betreibern der großen Tankstellenketten hinter der luxemburgischen Grenze überwiegend um die gleichen Anbieter wie im Marktraum Trier.

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Quelle: WELT/Peter Huth/Martin Heller

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https://www.welt.de/wirtschaft/article192601167/Total-BP-Shell-Kartellamt-bremst-Oelkonzerne-bei-Tankstellen-Zukauf.html

2019-04-28 15:21:00Z
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