Er war angetreten, um den ins Straucheln geratenen Windanlagenbauer in Eigenregie zu sanieren. Mitte April jedoch musste Yves Rannou, seit Anfang des Jahres Chef von Senvion, Insolvenz anmelden. Und das, obwohl die Auftragsbücher mit fünf Milliarden Euro gut gefüllt sind. Die Branche ist um ein Pleite-Unternehmen reicher.

Prokon, Windwärts, Windreich sind nur drei der bekannteren Unternehmen, die in den vergangenen Jahren auch schon ein Insolvenzverfahren durchmachten. Hinzu kommt der Anlagenhersteller Ambau. Auch die Branchenriesen Siemens Gamesa, Enercon oder Nordex stecken in Schwierigkeiten: Die Umsätze sinken, die Gewinne bröckeln, die Investoren zögern. Enercon gab im vergangenen Jahr bekannt, wegen des scharfen Wettbewerbs und neuer Fördermodelle Hunderte Stellen in Deutschland zu streichen. „Senvion ist nur die Spitze des Eisbergs“, warnt Rannou.
Zukunftsbranche in der Krise
Ein Blick in die Zahlen macht die Krise offenbar: Der Ausbau von Windenergieanlagen schwächelt – besonders an Land. Um das Regierungsziel von 65 Prozent Ökostromanteil im Jahre 2035 zu erreichen, müssten jedes Jahr 7000 Megawatt Leistung neu installiert werden, darunter viele Windanlagen an Land. Im ersten Quartal dieses Jahres hat deren Ausbau allerdings einen neuen Negativrekord erreicht: 41 Land-Windkraftanlagen mit einer Kapazität von 134 Megawatt gingen ans Netz, so wenige wie noch nie seit der Jahrtausendwende.
Dass in dem Zeitraum der Bau von 111 Anlagen mit einer Kapazität von 413 Megawatt Leistung neu genehmigt wurde, macht die Situation nach Ansicht der Branchenverbände kaum besser. Grund für die aktuelle Lage sind Mängel in früheren Ausschreibungen, in denen sogenannte „Bürgergenossenschaften“ den Zuschlag erhielten, obwohl die emissionsrechtlichen Genehmigungen nicht vorlagen. Die Sorge besteht, dass nun viele der Projekte, die in Ausschreibungen einen Zuschlag erhalten haben, nicht mehr gebaut werden können. Immer lautere Proteste der Anwohner gegen den Windkraftausbau kommen hinzu.
Dabei würde man mit einem Blick auf die Energiepolitik gerade in Deutschland mit einem boomenden Markt rechnen: Nach dem Atomausstieg will die Bundesregierung nun auch aus der Kohle aussteigen. Die erneuerbaren Energien, lange Zeit stiefmütterlich behandelt, werden für die Stromversorgung immer wichtiger.
Sprechen Energieminister von der Energie der Zukunft, meinen sie die Wind- und Sonnenenergie und vielleicht ein kleines bisschen die Biogas-Anlagen. „Es ist ein Paradox: Alle wollen den Planeten retten, aber unsere Industrie ist unter enormem Druck“, fasst Rannou das Problem zusammen. Doch wie kommt es, dass eine Zukunftsbranche derart in der Krise steckt?
Subventionen laufen aus
Die Krise der Windbranche ist umso überraschender, als die Unternehmen der mit am stärksten subventionierten Industrie in Deutschland angehören. Über die EEG-Umlage, die jeder Stromverbraucher zahlt, wird der Ausbau der erneuerbaren Energien seit dem Jahr 2000 staatlich mitfinanziert. Allerdings läuft die Subvention für einen Windpark 20 Jahre nach dessen Start aus. Das bedeutet, dass vom kommenden Jahr an viele Windparks ohne Subventionen betrieben werden müssen.
Die Bereinigung des Marktes ist die Folge, der jahrelang durch staatliches Geld stark gewachsen ist. Für einige, besonders kleinere Unternehmen wird es eng. Sie konnten zwar dank der Subventionen mit ihren Windrädern in den vergangenen Jahrzehnten gutes Geld verdienen, doch ohne die staatliche Förderung müssen sie Anlagen womöglich sogar abschalten.
Eine andere Möglichkeit ist das sogenannte „Repowering“. Dabei werden ältere, kleine und leistungsschwache Windräder durch neuere, effizientere Modelle ersetzt. So können die Erträge gesteigert werden und der Rückbau mit dem Verkauf der Altanlagen gedeckt werden. Allerdings: Auch hier werden erst einmal Investitionen fällig.
https://www.faz.net/aktuell/wirtschaft/unternehmen/energiewende-die-windkraft-ist-in-grosser-not-16160754.html
2019-05-03 10:59:00Z
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