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Diese Woche hat der Handelskrieg zwischen China und den USA eine neue Stufe erreicht. US-Präsident Trump hat den chinesischen Tech-Riesen Huawei auf die US-Liste gebannter Unternehmen gesetzt. Damit ist es US-Firmen untersagt, ohne Genehmigung der Regierung Geschäfte mit dem zweitgrößten Smartphone-Hersteller der Welt und führenden Netzwerkausrüster bei 4G und 5G zu tätigen. Der Vorwurf: China spioniere die USA und ihre Verbündeten über Huawei-Produkte aus.
Der Erlass Trumps trifft das Unternehmen hart. Als Reaktion kündigte Google an, seine Geschäftsbeziehungen mit Huawei zu beenden. Damit wird der chinesische Smartphone-Hersteller binnen dreier Monate keine Updates mehr für das Android-Betriebssystem erhalten, das er von Google bezieht. Auch das zu Google gehörende Youtube und der Google App Store sollen dann nicht mehr auf Huawei-Geräten laufen.
Doch damit nicht genug: Große britische und japanische Mobilfunkanbieter haben nun erklärt, den Verkauf neuer Huawei-Smartphones zu stoppen. Sämtliche Komponentenzulieferer für Huawei-Technik wie die Chiphersteller Qualcomm, Intel, Infineon, und ARM haben die Zusammenarbeit mit den Chinesen ebenfalls eingestellt. Damit könnte Trump langfristig sogar die Existenz von Huawei gefährden.
Die USA betrieben jahrelang Massenüberwachung
Dabei ist der Vorwurf, die chinesische Regierung spioniere den Westen über Huawei-Produkte aus, reine Heuchelei. Ja, China wird von einem autoritären Regime regiert, das sich immer mehr zum Überwachungssaat entwickelt. Ja, Spionage über Soft- und Hardware des Konzerns ist technisch möglich.
Huawei aber ist ein privatwirtschaftliches Unternehmen, dem bislang keine enge Verbindung zur chinesischen Regierung nachgewiesen werden konnte. Es gibt keinerlei Beweise, dass Huawei Hintertüren in seinen Produkten verbaut hat — sei es in Smartphones oder Komponenten für Mobilfunknetze. Sollte der rechtsstaatliche Grundsatz „Im Zweifel für den Angeklagten“ nicht auch für Unternehmen gelten?
Die USA jedenfalls sind alles andere als unschuldig, wenn es um großangelegte Cyberspionage geht. Seit den Enthüllungen des Whistleblowers Edward Snowden wissen wir, dass die US-Regierung unter Barack Obama die eigene Bevölkerung jahrelang massenhaft überwacht hat.
Mit den Programmen PRISM und Boundless Informant etwa zeichnete der US-amerikanische Geheimdienst NSA nahezu die gesamten Internetaktivitäten der US-Bevölkerung auf — und zwar unabhängig von jedem Verdacht. Laut Berichten des „Guardian“ wurden auf dieser Grundlage mehr als 70.000 Geheimdienstberichte erstellt.
Die Obama-Regierung hörte die Handys zahlreicher Staats- und Regierungschefs ab
Mit der Software Retro überwachte die NSA laut „Washington Post“ den kompletten Telefonverkehr von Mexiko, Afghanistan, den Philippinen und den Bahamas, schnitt die Gespräche mit und speicherte sie in riesigen Datenbanken. Mit dem Abhörprogramm Special Collection Service (SCS) hörte der US-Geheimdienst laut „Spiegel“ Mobiltelefone von 36 Staats- und Regierungschefs sowie hochrangigen Politikern verschiedener Länder ab – darunter Bundeskanzlerin Angela Merkel, Finanzminister Wolfgang Schäuble und der damalige französische Präsident François Hollandes. Sollen wir deshalb also iPhones, Android oder Whatsapp in Deutschland verbieten?
Zu dieser Heuchelei kommt die Blauäugigkeit von Trumps-Vorwurf, China habe Huawei nötig, um den Mobilfunk anderer Länder abzuhören.Von Apple über Intel bis Qualcomm — nahezu alle großen Hardware- und Chiphersteller aus den USA fertigen ihre Produkte in China. Es wäre also ein Leichtes für chinesische Geheimdienste, iPhones von Apple oder Smartphone-Chips von Qualcomm direkt im eigenen Land zu infiltrieren. Immerhin arbeiten in den dortigen Fabriken chinesische Staatsbürger.
Lest auch: Trump greift Huawei an — dabei scheint er ein enormes Risiko zu übersehen
Anstatt die globalen Lieferketten der Hard- und Softwareindustrie zu gefährden, und damit dem Welthandel und der Tech-Industrie massiv zu schaden, sollte Trump lieber vor der eigenen Haustür kehren und sich Fragen, wie viele von den Programmen der Snowden-Enthüllungen, bis heute von US-Geheimdiensten missbraucht werden.
https://www.businessinsider.de/trumps-huawei-verbot-ist-reine-heuchelei-2019-5
2019-05-26 13:43:19Z
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