Am kommenden Freitag wollte die Restaurantkette Vapiano ihre mit Spannung erwartete Bilanz vorlegen - nachdem sie schon einmal verschoben worden war. Doch offenbar sind Finanzierungsfragen noch immer ungeklärt.
Im Ringen um dringend benötigtes Geld hat die Restaurantkette Vapiano erneut ihren Jahresabschluss verschoben. Die Verhandlungen über eine 30 Millionen Euro schwere Refinanzierung mit Banken und unter Beteiligung der Großaktionäre seien noch nicht abgeschlossen, teilte Vapiano am späten Dienstagabend in Köln mit. Daher werde der Jahresabschluss von diesem Freitag auf den 24. Mai verschoben. Bereits zuvor war der Termin einmal verschoben worden. Mit dem Geld soll die Firma umgebaut werden.
Vapiano steht unter Druck. 2017 ging die Kette an die Börse und trieb mit dem Geld der neuen Anteilseigner ihre Expansion voran. Dabei ging es aber zu schnell voran - einige der neu eröffneten Restaurants wurden Problemfälle statt Kassenschlager, Ende 2018 hatte der Konzern 231 Restaurants in 33 Ländern. Mancherorts sorgten lange Wartezeiten für Ärger. 2017 musste Vapiano einen Verlust von rund 30 Millionen Euro hinnehmen, 2018 soll das Nettoergebnis "deutlich" darunter liegen. Im vergangenen Jahr kam der Konzern vorläufigen Zahlen zufolge auf einen Umsatz von rund 370 Millionen Euro.
Der Aktienkurs ging in den Keller, es gab Gewinnwarnungen. Brachte es das Unternehmen anfangs auf einen Börsenwert von 600 Millionen Euro, so ist es inzwischen nur noch 160 Millionen Euro wert.
Das Unternehmen will die Abläufe effizienter machen und die Menükarte abspecken. Mit dem Umbau soll der Konzern zurück in die Gewinnzone gebracht werden - dafür braucht er Geld. Die Verhandlungen für die benötigten Finanzmittel dauern nun aber länger als geplant - daher die erneute Verschiebung des Jahresabschlusses.
Gleich mehrmals musste das Unternehmen die Geschäftserwartungen senken. Der Aktienkurs ist seit dem Börsengang im Jahr 2017 um rund 75 Prozent abgestürzt. Ende 2018 musste der damalige Vorstandschef Jochen Halfman seinen Posten räumen. Sein Nachfolger Cornelius Everke kündigte an, womöglich einzelne Filialen zu schließen.
Vapiano wurde 2002 von Mark Kozilius, Kent Hahne, Gregor Gerlach, Friedemann Findeis und Klaus Rader gegründet. Die Kette wurde schnell bekannt und expandierte weltweit. Der Kernmarkt ist jedoch Deutschland.
Der seit Anfang Dezember amtierende Chef hat gerade ein Maßnahmenprogramm angekündigt, um die Krise zu lindern:
- An unprofitablen Standorten will Everke Filialen schließen.
- Insgesamt soll die Expansion wesentlich langsamer ablaufen. Wurden 2018 noch 32 Restaurants neu eröffnet, soll die Zahl in diesem Jahr lediglich "niedrig zweistellig" sein. Statt 70 Millionen Euro sollen nur 40 Millionen Euro investiert werden - und zwar "verstärkt in bestehende Restaurants".
- Mehr Vapiano-Filialen sollen künftig von Franchisenehmern betrieben werden, um das Risiko für das Unternehmen zu minimieren.
- Durch eine Verbesserung der Arbeitsabläufe sollen die Wartezeiten für Kunden sinken.
- Zudem will Everke prüfen, ob man das eingeführte Geschäft mit Lieferservices und Take-Away wieder zurückfährt.
Ob das alles reichen wird, um auch das Image von Vapiano bei den Kunden wieder zu verbessern, ist offen.
https://www.spiegel.de/wirtschaft/unternehmen/vapiano-restaurantkette-verschiebt-jahresabschluss-erneut-a-1265281.html
2019-05-01 08:05:00Z
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